Der großartige Dorotheenstädtische Friedhof in Berlin, letzte Ruhestätte vieler bekannter Personen des öffentlichen Lebens, ist der Schauplatz dieses Romans zur Trauerbewältigung. Kristof, ehemaliger Spatensoldat der DDR mit in Folge dessen verkappter Karriere, ist dort der Totenwärter und betrei ...
weiterlesen
Der großartige Dorotheenstädtische Friedhof in Berlin, letzte Ruhestätte vieler bekannter Personen des öffentlichen Lebens, ist der Schauplatz dieses Romans zur Trauerbewältigung. Kristof, ehemaliger Spatensoldat der DDR mit in Folge dessen verkappter Karriere, ist dort der Totenwärter und betreibt auf dem Friedhof sein Cafe mit dem so passenden Namen \"Finito\". In diesem Cafe bietet er Seminare zur Trauerbewältigung an.
12 Monate lang trifft sich die jeweilige Seminargruppe monatlich einmal um gemeinsam zu trauern und nach und nach Lösungen für ihre Probleme zu finden. Die Menschen der neuen Trauergruppe könnten unterschiedlicher nicht sein. Der Leser lernt verschiedenste Einzelschicksale kennen, die zu Herzen gehen:
Die erfolgreiche Schriftstellerin, die während der Pandemie ihre Mutter und damit ihre Verbindung zum Leben und ihren Antrieb verliert. Der Versicherungsagent der still und heimlich den Verlust seiner lebensfrohen Geliebten verarbeiten muss. Die 90-jährige, die nach einem erfüllten Leben ihren geliebten Mann betrauert und nun allein zurückgeblieben ist. Die Ärztin die kurz nach der Geburt ihres Sohnes ihre beste Freundin verliert und ihr beim Sterben nicht beistehen kann. Aber auch eine junge Frau, die ihr ungeborenes Kind verlor und ein junger Mann, der den ungeliebten Vater nun doch vermisst.
Obwohl man bei manchem Protagonisten den Eindruck hat, das die Trauer überwältigt ist, zeigt die Geschichte, dass der gemeinsame Umgang mit dem Thema die Mauern, die der Einzelne um sich gezogen hat, allmählich überwindet. Wie so oft fällt es uns Menschen mit Fremden meist leichter. über persönliche Themen zu reden und während die anfangs fremden Gruppenmitglieder sich ihre Lebengeschichten erzählen, finden sie nach und nach den Ausgang aus ihrer Isolation. Selbst Lizzie, die 90-jährige Rentnerin, fasst neuen Lebensmut und erlebt noch einmal ein rauschendes Fest zu ihrem ersten Geburtstag ohne geliebten Ehemann.
Ein Buch zum Umgang mit dem Tod. Der Leser kann ungezwungen aus den Einzelschicksalen Lehren ziehen für sein Leben. Dabei wird nebenbei auch die Weltpolitik, die deutsch-deutsche Geschichte sowie die Kulturlandschaft der DDR gestreift.
Das Finale hat mich nicht ganz überzeugt. Das hat meinen bis dahin großartigen Eindruck dieses Buches etwas geschmälert. Für Kristof, den stillen Helden dieses Romans, hätte ich mir ein anderes Ende gewünscht. Es bleibt ein großartiges Buch zum Umgang mit dem Tod und eine großartige Werbung für diesen einzigartigen Friedhof, dessen Besuch sich allemal lohnt.
weniger