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Je größer der zeitliche Graben zwischen dem Holocaust und der Gegenwart wird, desto schwerer fällt es der deutschen Gesellschaft, sich die Erinnerung an das Geschehene zu bewahren. Der Verlust der Zeitzeugen - sowohl der Opfer als auch der Täter - ermöglicht eine emotionale Distanzierung. Das führt nicht nur dazu, dass das Geschehene mehr und mehr in den Hintergrund der Erinnerung rückt, sondern, dass das Gedenken und die historische Erinnerung an sich in Frage gestellt werden. Gleichzeitig erstarkt der Antisemitismus und alte Argumentationsmuster tauchen aus der Versenkung auf. In diesem Kontext wird nun die Diskussion um die Entwicklung unserer Erinnerungskultur geführt. Bildungsprogramme zur Förderung der Erinnerungskultur stehen dabei beispielhaft für zwei verschiedene Ansätze: So zielt das Zeitzeugenprogramm auf die direkte Begegnung zwischen Opfern und Schüler*innen oder der 4. Generation der Täter. Die Schwierigkeit ist, dass ein zeitlicher Graben überbrückt werden muss, aber kaum zu unterschätzen ist, dass bei der direkten Begegnung Glaubwürdigkeit transportiert wird und emotionale Betroffenheit entstehen kann. Das Projekt Stolpersteine oder das Besuchsprogramm in Frankfurt fördern dem gegenüber die Begegnung zwischen den Kindern, Enkeln und Urenkeln auf beiden Seiten. Beide leben in derselben Zeit und Distanz zum eigentlichen Geschehen, doch mit der Möglichkeit, einen Dialog über einen längeren Zeitraum aufzubauen.
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Erinnerungskultur und Geschichtsbewusstsein von Petra Kunik - mit der ISBN: 9783955583255