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'In den Wolfsbrüchen des neumärkischen Dorfes Wirchow hielten von Alters am heiligen Pfingstfesttage viele Menschen nackend einen Tanz; sie wurden zur Strafe ihres Frevels in Steine verwandelt.' Als Mitarbeiter der Deutschen Sagen seiner Brüder Jacob und Wilhelm ist Ferdinand Grimm kaum bekannt. Dass er ihnen in der Kunst des Sagensammelns in nichts nachstand und sie in der kurzen Unterhaltung sogar übertraf, bewies er mit seinen eigenen Büchern, die er - aus Rücksicht auf seine Brüder - unter Pseudonym veröffentlichte. Wir lesen Miniaturen, die sich im Kopf des Lesers mühelos zu spannenden, schrecklichen oder wunderbaren Geschichten ausfalten lassen. Es kommt alles vor: Lokalsagen, Kaisersagen, Burg-, Kloster- und Waldsagen, Sagen von Rügen bis Wolfenbüttel, von Heiligenstadt bis Sankt Blasius. Auffallend ist die Vorliebe für Zwerge und Riesen. Ganz anders als bei Jacob und Wilhelm Grimm mischt sich der Sagensammler hier nicht selten deutlich vernehmbar ein. Der Wunsch nach Gerechtigkeit ist auffällig, gelegentlich schimmern Traumlandschaften durch, die auf die unglückliche Lebensgeschichte des Ferdinand Grimm verweisen.
Autor
Heiner Boehncke, geboren 1944, war Professor für Vergleichende und Allgemeine Literatur-wissenschaft an der Frankfurter Goethe-Universität. Professor für vergleichende und allgemeine Literaturwissenschaft an den Frankfurter Goethe-Universität und Gastprofessor am Leipziger Literaturinstitut. Er ist Mitglied des PEN und leitete bis 2021 das Rheingau Literatur Festival. Er war zehn Jahre lang Vorsitzender der Lesegesellschaft der Anderen Bibliothek und ist ebenso wie Hans Sarkowicz durch seine Studien dem Werk von Grimmelshausen verbunden. Außerdem ist er Mitautor einer vielbeachteten Geschichte der Familie von Georg Büchner.
Schlagwörter zu:
Riese Rabbol von Ferdinand Grimm - mit der ISBN: 9783847740360