all the women in me...
Beim ersten Anblick dieses Buches wird man von dem leicht verträumten, gedankenverlorenen Blick der Protagonistin eingeladen, sich zu ihr an den Tisch im Café zu setzen, sich mit ihr zu unterhalten und über das Leben zu sinnieren. Im Hintergrund nuanciert das Meer ...
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all the women in me...
Beim ersten Anblick dieses Buches wird man von dem leicht verträumten, gedankenverlorenen Blick der Protagonistin eingeladen, sich zu ihr an den Tisch im Café zu setzen, sich mit ihr zu unterhalten und über das Leben zu sinnieren. Im Hintergrund nuanciert das Meer in einer Bucht mit satten, kräftigen, warmen Farbtönen eine mediterrane Stimmung.
Und so ist das Buch – eine Unterhaltung mit dem Leben. Dabei begegnet die Protagonistin Léa vielen Geschichten, Wahrheiten und Fragen, findet Antworten und neue Erkenntnisse.
Léa führt ein Café mit französischen Spezialitäten, ein Traum, den sie sich erfüllt hatte. Während ihrer Auszeit in Frankreich, die Léa auf dem Familiensitz ihres Großvaters an der Côte d’Azur verbringt, begegnet sie in der ersten Gartennacht zufällig dem jungen Mädchen Alice, die sich des nachts in den Garten geschlichen hatte ohne damit zu rechnen, plötzlich jemanden vorzufinden. Aus dieser überraschenden Begegnung entwickelt sich ein sympathisches Gespräch, das noch lange in Léa nachhallen wird, denn Alice ist am nächsten Tag tot.
Kurz darauf lernt sie Émile kennen, Alice’s Bruder, der herausfinden möchte, was mit seiner Schwester geschehen ist.
In einer ersten vorsichtigen Unterhaltung nähern sie sich einander. Intensive Dialoge entstehen – vielschichtig, tiefgehend, aufwühlend und erinnernd blättern Léa und Émile ihre Leben voreinander auf. Sie brauchen einander, um Alices’ Tod zu verstehen und werden dabei über sich selbst und ihre eigene Vergangenheit klarer.
Zwischendurch bringen Briefe von Claire, eine Freundin von Léa’s Mutter Brigitte, neue Offenbarungen.
Mit Lea’s Leben kann ich mich zwar nur in Teilen identifizieren: auch ich habe ein Café mit französischen Spezialitäten, das ein Traum von mir war… auch ich beborzuge es, im Hintergrund zu stehen und meine Kochkünste in den Vordergrund zu stellen bzw. die Gäste kulinarisch zu verwöhnen… auch ich war in Nizza, Èze und Antibes... und das sind unsere Gemeinsamkeiten. Dieser Roman holt eine ganz wundervolle Erinnerung an meine Zeit dort hervor, und ich tauche ein in die sonnendurchflutete, meeresberauschende Kulisse Südfrankreichs.
Anika Landsteiners Roman ist eine sommerleichte, berührende aber anspruchsvolle Lektüre. Ihre Worte zaubern einen klugen Roman einer Frau, deren Ich’s im Inneren ausgebrannt sind, die an vielen Stellen angekommen ist, wo sie so nicht hinwollte. Und das Zitat auf der ersten Seite ist für mich treffender als der Titel selbst: all the women in me (are tired)...
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